Labour gewinnt britische Unterhauswahl – Debakel für die Konservativen

Laut Nachwahlbefragung hat die Labour-Partei die Wahl mit deutlichem Abstand gewonnen. Die regierenden Tories erleben eine der schlimmsten Niederlagen ihrer Geschichte. Oppositionsführer Keir Starmer kann Rishi Sunak als Premierminister ablösen.

Großbritannien steht vor einem Regierungswechsel mit einer deutlichen Mehrheit für die Labour-Partei. Die bisherige Labour-Opposition hat bei der Unterhauswahl am Donnerstag nach der ersten Prognose eine Mehrheit von bis zu 410 Sitzen erreicht; die Konservativen konnten lediglich noch rund 130 Sitze für sich gewinnen, sie verloren demnach etwa 240 ihrer Mandate. Die rechtspopulistische Reform-Partei von Nigel Farage errang der Prognose zufolge 13 Sitze – mehr als Umfragen hatten erwarten lassen.

Auch die Liberaldemokraten verbuchten Erfolge; sie konnten ihre Mandatszahl im Unterhaus auf rund 60 Sitze steigern und damit fast verfünffachen. Die Schottischen Nationalisten verloren der Prognose zufolge dramatisch, sie behielten von ihren fast 50 Sitzen noch zehn.

Die Prognose beruht auf einer Nachwahlbefragung der Umfragefirma Ipsos im Auftrag der BBC und britischer Privatsender in ausgewählten repräsentativen Wahlkreisen. Hochrechnungen, die landesweite Stimmanteile der Parteien prognostizieren, sind im britischen Wahlsystem nur bedingt tauglich, da dort die Mehrheiten in jedem der 650 Wahlkreise entscheiden, welcher Bewerber den betreffenden Sitz erringt.

Die Niederlage der Konservativen war in den vergangenen Wochen erwartet worden. Premierminister Sunak hatte Ende Mai überraschend den 4. Juli als Termin der Wahl bestimmt, obwohl die Legislaturperiode regulär bis zum Jahresende hätte dauern können. Die Hoffnung erfüllte sich nicht, durch die überraschende Vorverlegung die eigene Partei in die Offensive zu bringen, die seit Jahren in der demoskopischen Bewertung weit hinter der Labour-Partei zurücklag.